Und wieder war Heiligabend ein grauer nieseliger Tag und ab dem späten Vormittag gingen die Telefonate und Emails hin und her: Am Turm oder nicht? Einige sind doch sowieso schon krank… Und dann kam das schlagende Argument, dass die Instrumente und die Technik auch nicht den geringsten Nieselregen vertragen. Da fiel die Entscheidung für die Kapelle.
Für den Chor war es eng im Altarraum, aber dafür nicht kalt und feucht!! Um
15.20 Uhr waren die meisten Bänke ziemlich besetzt und ich dachte bei mir: Immerhin sitzen in den Bänken mehr Menschen als vorne stehen. Viele hatten mir aus Bekannten- und Freundeskreis signalisiert, dass sie am Turm dabei wären, aber nicht in der Kapelle. Nun ja…
Zwei Minuten vor halb vier war auch mit eng Zusammenrücken kein Platz mehr frei, die Ankommenden gingen auf die Orgelempore und/ oder mußten mit einem Stehplatz vorlieb nehmen oder sich auf den Treppenstufen zur Empore niederlassen.
Kommentar später vom Bauer gegenüber:
"Wenn ich nett jewuss hätt, dat et nur en Dür vörre jit, daach ich, die Lück lofen hönge wedde russ un rungk!". ("Wenn ich nicht gewußt hätte, dass es nur die eine Tür vorne gibt, hätte ich gedacht, die Leute laufen hinten wieder raus und rund!").
Andere Nachbarn hatten sich gefragt, was denn da bloß los war?
Wir waren glücklich. War doch die Entscheidung so mühsam gewesen…
Die Atmosphäre mit dem wunderschön geschmückten Tannenbaum und der liebevoll aufgebauten Krippe hat die Stimmung und unsere Musik beflügelt. "Wir haben nur in freundliche Gesichter geschaut" (O-Ton aus dem Chor) und auch der Chor sei gelöst wie selten gewesen.
Die Weihnachtsgeschichte op Kölsch trägt wohl auch dazu bei, den seit Kinderzeiten altvertrauten Text neu zu hören. Bei den einfachen Worten des Engels "Ehr brucht kein Angs ze han", (Ihr braucht keine Angst zu haben), fühlt man sich vielleicht wieder angesprochen.
Und Marias erstaunte Frage löst jedes Jahr Heiterkeit aus, wenn der Engel ihr die kommende Schwangerschaft ankündigt und sie antwortet: "Wie sull dat dann jon, wo ich doch noch ja nix met enem Mann zedun hat?" ("Wie soll das dann gehen, wo ich doch noch nichts mit einem Mann zu tun hatte?").
Zwischen einzelnen Abschnitten des Weihnachtsevangeliums Lieder, auch bekannte, vieles auf Kölsch, ein Gebet und die Einladung, ein Kerzchen anzuzünden für eigene Bitten oder Dank – das tun vor allem die Kinder immer gerne.
Nach einem unerwartet langen Applaus sind wir alle beseelt und fröhlich ins weitere Weihnachtsfest gegangen.
Wir danken dem Kapellenbauverein, dem Vorsitzenden Günter Gödderz, für die Einladung in dieses schöne Ambiente.
Beim Neujahrsempfang im Chor wurde gestern einmütig entschieden,
dass der Swister Turm im Winter für uns Geschichte ist, und dass diese
unsere weihnachtliche Stunde in einem schön geschmückten Raum
unschlagbar viele Vorteile hat.
Vera Tigges, im Januar 2025
Fotos: Nicole N, Günter G
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