Fünf Tage für Gott und mich – Bonum est confidere
Es ist gut, dem Herrn zu vertrauen, auf ihn zu hoffen, und es ist gut, in dieser Zuversicht auf die eigene Flexibilität und Phantasie zu vertrauen, auch und gerade in Corona-Zeiten.
Nachdem das Jahr spätestens seit März für alle zu einer Übung in Gelassenheit, Loslassen, Verzicht, Abfinden mit dem Unabänderlichen, Zurückgezogenheit geworden war, stellte sich den Getreuen des Sommerkurses die bange und mitunter auch recht skeptische Frage, ob auch dieser unser aller heimlicher Jahreshöhepunkt Corona-bedingt abgesagt werden würde, ob er, so er denn stattfinden könne, mit den erwartbaren Einschränkungen nicht nur ein müder Abklatsch beseelender Kurse der vergangenen Jahre sein würde oder ob es uns gelingen würde, uns in die veränderten Gegebenheiten einzufinden und neue Orte und Formen für unsere ‚Fünf Tage für Gott und mich‘ zu finden.
Es ist Veras Gottvertrauen, Verhandlungsgeschick und Hartnäckigkeit und der freundlichen Offenheit und Bereitschaft der Schwestern von Maria Rast, manches möglich zu machen, zu verdanken, dass der Kurs stattfinden konnte.
Und ja, es gab Einschränkungen: Alltagsmaske im Gebäude, feste Sitzplätze bei Tisch und eine sehr aufgelockerte Sitzordnung, Essensausgabe einzeln und mit Abstand – wir wussten ja, dass sich die Schwestern die strengen Regeln nicht selbst ausgedacht hatten. Und Schwester Marie-Bärbel achtete liebevoll, aber mit gebührender Strenge darauf, dass wir sie auch einhielten.
Gesungen werden durfte nur im Freien – und dafür hatte Vera den denkbar schönsten Platz im Schatten der großen Buche im Garten ausgesucht. Wir stellten fest, dass man beim Singen im Freien zwar auf den feierlichen Hall, die dankbare Akustik einer Kapelle verzichten muss, sich aber gegenseitig besser hört und dass es schön ist, in der Natur in den Lobgesang der Schöpfung einzustimmen. "Nimm alles von mir, was mich fernhält von Dir"! Da war es beim Üben des neuen Liedes unter gelungener Anleitung von Daniela und Raphaela oft schwer, sich nicht vom Vogelgesang oder der Sonne durchs Laub ablenken zu lassen! So fanden wir uns auch zu den Gebetszeiten im Freien ein, ob vor der Kapelle, unter der Buche, im Pavillon oder durch die Alleen wandernd.
Auch Yoga im Freien durften wir mit großer Freude genießen, so lange es warm genug war. Ein Temperatursturz in der Wochenmitte zwang uns zwar, die Yoga-Einheiten nach drinnen zu verlegen, aber zum Singen fanden wir uns, entsprechend eingemummelt, weiterhin draußen ein.
Thematisch nahmen wir die aktuelle Situation in den Blick. Wie geht es uns damit, womit hadern wir, welche neuen Perspektiven eröffnen sich, welche Wege möchten wir auch in Nach-Corona-Zeiten weiter beschreiten, welche inneren Quellen geben uns Zuversicht und Lebenskraft, wie werden wir für andere zum lebendigen Wasser. Passend zur Situation und zum Thema ließen wir immer wieder unser neu erlerntes Lied erklingen: „Voici Dieu qui vient à mon secours, le Seigneur avec ceux qui me soutiennent. Je te chante, toi qui me relèves“ – Gott eilt mir zu Hilfe, er kommt mit jenen, die mir Halt geben. Ich will dir singen, denn du richtest mich wieder auf“.
Die beiden Höhepunkte der Woche waren zweifellos die Messe mit Volker Weyres am Mittwochabend draußen unter der Buche und das letzte Abendgebet am Donnerstag, bei dem wir mehrmals in einer Kerzenprozession zwischen Saal und Terrasse wechselten. Diese Höhepunkte versinnbildlichten quasi das Mehr an Raum und Form und Bewegung, das uns die vermeintlichen Einschränkungen eröffneten.
Es war bei aller Abkehr vom Gewohnten ein besonderer, ein schöner Sommerkurs. Sicher, wir mussten Regeln und Abstände einhalten, aber gerade dadurch fanden wir neue Möglichkeiten und Räume, die wir auch künftig nicht missen wollen, wenn es wieder heißt „Fünf Tage für Gott und mich“. Wir haben gelernt, dass es gut sein, gut tun kann, sich im Vertrauen auf die inneren Quellen auf Neues, Unbekanntes, Ungewohntes einzulassen. Was las ich jüngst auf meinem Abreißkalenderchen: Vielleicht will, was ich nicht ändern kann, mich ändern!
Daniela Gierden, im August 2020
Zum Kursthema "die Quelle in mir" die folgende Geschichte:
Die Geschichte vom Brunnen:
Vor unserem Haus stand ein tiefer Brunnen. Auch in trockenen Sommern war er mit klarem, kühlem Wasser gefüllt. Täglich schöpften wir daraus und das Wasser war kühl und erfrischend.
Dann kam die Zeit, als Wasserleitungen angelegt wurden. Man nannte es Fortschritt. Es war nun mühelos für uns, Wasser aus der Leitung zu haben. Und so wurde der alte Brunnen zugedeckt – und im Laufe der Zeit vergessen.
Nach etlichen Jahren kam dann jemand auf die Idee, noch einmal im tiefen Brunnen das kühle Wasser zu schöpfen. Aber wie groß war unser Schrecken: der Brunnen war trocken und leer.
Durch Nachforschungen kam ans Licht: diese Art Brunnen brauchen das täglich neue Schöpfen, damit das Wasser aus der Quelle nachfließen kann. Und wenn das nicht mehr geschieht, versandet der Brunnen und fällt trocken.
So wichtig ist das Schöpfen.
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