Schwarze Madonna

Leuchtfeuer, "Schwarze Madonna", Weltjugendtag – alles Zufall oder was?

Vor 28 Jahren war ich als "Spätfolge" einer deutsch-polnischen Studentenbegegnung mit meinem verstorbenen Mann wieder in Polen und auch in Tschenstochau bei der Schwarzen Madonna. Vieles erinnerte mich an Kevelar, Lourdes oder auch meine Studentenwallfahrt im Jahr vorher nach Chartres. Und doch gab es da einen Unterschied …

Junge Menschen lassen sich leicht begeistern und zum Schwärmen verleiten (siehe Weltjugendtag). Die polnische Frömmigkeit, so wie ich sie damals erlebte, war eigentlich nicht mein Ding. Aber diese vielen jungen Polen haben mich damals schon tief berührt – mit welcher Ergriffenheit sie im Pilgerstrom, teilweise auf Knien, stundenlang bis zur feierlichen Enthüllung der Schwarzen Madonna dabei waren.

Irgendwann versank dieses Erleben unter meinem inneren Staubmantel des Vergessens.Bis zum Weltjugendtag 2005.

Wir hatten als Leuchtfeuer-Chor die Chance, an dem Freitag Abend im Forum mit all den jungen Menschen und Weilerswister Gasteltern und Interessierten mit unseren Gesängen aus Taizé den Kreuzweg mit zu tragen. (Endlich einmal ist die Vielsprachigkeit, die manchem Chormitglied in den Jahren Mühe bereitet hat, richtig sinnvoll gewesen!!) Wer am Samstag morgen zum Verabschiedungsgottesdienst dabei war, der ahnt vielleicht schon …

Wie diese mehr als einhundert jungen Polen nach der Kommunion uns Deutsche wie auch Franzosen, Italiener, Amerikaner, Kanadier und was es sonst an Nationen gab, und natürlich unsern Pastor!!, mit diesem Lied von der Schwarzen Madonna „eingefangen“ und angesteckt haben – es würde kitschig, wenn ich es beschreiben wollte. Es war nur ergreifend…

Später habe ich unsern Pastor um die Noten gebeten.
Jetzt, vom 21.– 23.10. 05 Chorwochenende:
Samstag Morgen beginnen wir den langen Probentag sanft. Mit dem Refrain dieses Liedes. Dann anderes. Samstag 18.00 Uhr Vorabendmesse in Adenau mit Leuchtfeuer. Der uns bis dahin unbekannte Vikar beginnt zu sprechen. „Der redet doch so wie Bartylla“, unser Pastor. Ja, ein junger Pole. Er ist begeistert von unserem Singen, lobt u.a. unser russisches Lied und möchte zum Schluss unser Hallelujah aus Südafrika noch einmal hören. Stimmung in der Kirche! Er kommt nach der Messe zum Chor, um sich noch einmal zu bedanken. Bei vielen von uns sofort derselbe Gedanke: Schwarze Madonna, wenn auch nur der Refrain. Wir beginnen und während des Singens frage ich ihn, ob er eine Strophe auf polnisch singen mag. Mag er, tut er. Innerlich sind einige von uns wieder beim Weltjugendtag. Nach dem letzten Ton erzählt er uns mit feuchten Augen, dass er eigentlich Pilot werden wollte. Dann in einer persönlichen Krise war er in Tschenstochau bei der Schwarzen Madonna und hat sich entschieden, Priester zu werden. Da ist er nun in der Eifel und hat es nicht bereut! Wir diesen Abend auch nicht!

Während wir langsam und angerührt die Kirche verlassen, um uns auf den Rückweg ins Bildungshaus nach Honerath zu machen, sinkt die 2. Zeile des Refrains in meine Seele. "Madonna – in Deine Arme schließe mich ein."
Eine Armspanne von 28 Jahren …?

Sonntag Morgen sehe ich aus dem Augenwinkel am Frühstücksbuffet zwei Popos nebeneinander sanft wiegen, im 6/8 Takt, während sie auf den Nachschub beim Quark warten. Auch ohne zu hören weiß ich, was sie summen …